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Wie gut ist Amazon QuickSight zur Datenvisualisierung?

In meinem letzten Beitrag habe ich bereits einen Überblick aller gängigen Tools zur Datenvisualisierung gegeben. Dieser hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, denn es gibt eine schier unendliche Menge verschiedener Software am Markt. Diese miteinander zu vergleichen führt hier deutlich zu weit und ist auch nicht zielführend, da die Tools sich teilweise erheblich unterscheiden.

Wichtig ist, im Vorfeld eines solchen Projekts die Erwartungen, Anforderungen und Ziele zu definieren, und anhand dieser dann mögliche Tools zu evaluieren.

Ein Tool das seit ca. 2 Jahren am Markt ist und schon wegen dem prominenten Hersteller von Analysten beäugt wird, ist Amazon QuickSight, als Teil der AWS und gehostet in der Cloud. Wir haben uns das Tool mal im Detail angeschaut, um den möglichen Einsatz für unsere Kundenprojekte zu beurteilen. Dabei gilt uns Microsoft Power BI als direkter Vergleich, da es für uns das Tool ist, was sich im Einsatz bei zahlreichen Kundenprojekte über die letzten Jahre immer wieder bewährt hat.

Power BI ist Bestandteil der Office-365-Suite von Microsoft, auch wenn sich die Bedienung an verschiedenen Stellen stark vom gewohnten 365-Standard unterscheidet.
Power BI ist als Desktopversion herunterzuladen, QuickSight ist als Web-Applikation verfügbar. Beide Systeme sind natürlich auch mobil verfügbar.

Power BI arbeitet mit einer Vielzahl von verschiedenen Datenquellen und richtet sich sowohl an Self-Service-Analysten als auch an versierte Entwickler. Der Funktionsumfang ist enorm. Daher wird auch für Anwender schnell die Grenze erreicht, wo zur optimalen Nutzung nur noch Experten helfen können.

QuickSight von Amazon ist wesentlich eingeschränkter – damit aber auch einfacher zu bedienen. Die Auswahl an Visualisierungen ist sehr klein, Eigenentwicklungen oder auch die Verwendung von Drittanbietern ist nicht möglich.

Auch ist das Erstellen von Grafiken in QuickSight extrem eingeschränkt, während in Power BI fast alles möglich ist: Farben, Schriftarten, Positionen von Legenden und Beschreibungen können fast beliebig angepasst werden. So wird ein individueller Look & Feel nach Bedürfnissen der Nutzer realisiert.

Was die Kosten betrifft, so sind beide Tools in der Basisversion kostenlos. Power BI in der Cloud kostet dann 8,40 Euro im Monat. Der Preis für die Premium-Version basiert auf der Kapazität In Abhängigkeit von einer notwendigen Verteilung der Ergebnisse und des Nutzungsgrads können dabei sehr schnell sehr hohe Kosten entstehen. Die QuickSight-Kosten basieren hauptsächlich auf der Menge der zu betrachteten Daten. Auch hier ist die Freimenge schnell überschritten und die Kosten steigen erheblich.

Um sich für eines der Systeme zu entscheiden, ist eine sehr genaue Analyse der zu verarbeitenden Datenmenge notwendig. Denn hier zeigen sich grundlegende Unterschiede zwischen den beiden Systemen: Power BI kann eine Vielzahl unterschiedlichster Datenquellen einbinden, von der Flatfile (Excel, Text) bis zu relationalen Datenstrukturen. Beziehungen der Daten untereinander können im System definiert werden. Es können sowohl normalisierte und denormalisierte Daten als auch ein Mix aus beiden bedient werden. Das macht eine Analyse und Visualisierung in Power BI sehr smart.
Der Ansatz mit QuickSight ist ein anderer. Auch QuickSight kann seine Daten aus unterschiedlichsten Quellen beziehen. Der Schwerpunkt liegt aber auf Quellen aus der AWS-Struktur (Redshift, RDS Aurora, S3).
QuickSight arbeitet mit Datasets. Ein Dataset ist eine strukturierte Ansammlung von Daten, vergleichbar mit einem Excel-Sheet. In einer Visualisierung kann immer nur ein Dataset verwendet werden. Beziehungen zwischen einzelnen Datasets gibt es nicht. Damit wird die zu analysierende Datenmenge erhöht, je nach Analyse um ein Vielfaches, da für mehrere Analysen i. d. R. mehrere Datensets benötigt werden.
In der Praxis bedeutet das, dass ein Dataset aus einer Flatfile bestehen kann (z. B. einem Excel-Sheets – aber nicht aus mehreren Excel-Sheets). Kommen die Daten aus Datenbanken, so sind hier entsprechende Views einzurichten (ein View entspricht einem Dataset). Es ist sinnvoll, Berechnungen bereits in diesen Views durchzuführen, denn in QuickSight selber gestalten sich Berechnungen als schwieriger als in Power BI.
Die Verarbeitung von großen Datenmengen aufgrund dieser Basis mit der In-Memory-Technologie Spice ist dafür dann aber extrem schnell.

Insgesamt kann man also sagen, dass Power BI und QuickSight nicht wirklich vergleichbar sind, sondern sich grundlegend unterscheiden. QuickSight ist – wie ein Großteil der gängigen Tools zur Datenvisualisierung, die momentan am Markt sind – ein gutes Tool, um Daten relativ einfach und schnell abzubilden. Aufgrund der SPICE-Technik und der Einfachheit der Datenbasis, ist QuickSight zur schnellen AdHoc-Analyse bestens gewappnet. Wer umfangreiche, professionelle und durchgestylte Analysen, Reports und Dashboards erstellen will, ist mit Power BI besser bedient. Mit dem Microsoft Tool kann man Visuals und Measures selbst definieren, inklusive möglicher Aggregationen, Expressions, Filtern und neuen Spalten. Das ganze kann dann in ansprechenden Auswertungen und Dashboards im Corporate Design dargestellt werden.
Wer mit QuickSight analysiert, sollte sich vorher schon etwas im Klaren sein, was er analysieren will. Dann kommt er durchaus schnell zu Ergebnissen. Mit Power BI kann man sich auch inspirieren lassen und neue Möglichkeiten entdecken.

Rastislav Paluv

Rastislav Paluv ist Senior BI Consultant und berät Kunden seit über acht Jahren im Bereich Datenstruktur und -analyse. Er ist zertifiziert im Bereich Microsoft SQL Server und hat ein breites Know-How im Software Engineering.

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